30 Jahre Photoshop

Es gibt wenige Computerprogramme, die es schaffen, die Referenz für einen ganzen Markt zu werden und damit auch die Standards zu setzen. Photoshop ist eins davon. Vor 30 Jahren kam Photoshop auf den Markt - zu einem Zeitpunkt also, als Digitalkameras noch gar nicht massenkompatibel waren. Heute steht "photoshoppen" für die meisten eher als Synonym für Bildmanipulation als für sinnvolle Bildbearbeitung. Ohne Bildbearbeitung kommt heute allerdings kein ambitionierter Fotograf mehr aus. Die jahrelange Entwicklung der Digitalfotografie auf der einen und die Möglichkeiten der Bildbearbeitung auf der anderen Seite haben allerdings dazu geführt, dass das Vertrauen in Fotos stark nachgelassen hat. Die makellose Haut des Models wird genauso angezweifelt wie der strahlend blaue Himmel im Urlaubsfoto des Arbeitskollegen. Ein Grund dafür liegt natürlich darin, dass einige es mit dem "photoshoppen" bisweilen stark übertrieben haben und immer noch übertreiben. Ich will hier gar nicht die Diskussion um veränderte Schönheitsideale befeuern oder die Frage erörtern, ob man bei Hochzeitsfotos jeden Pickel bei Tante Erna entfernen muss. Fakt ist: Fotos werden bearbeitet, Fotos werden manipuliert. Weil man's kann. Übrigens nicht nur, weil die bösen Fotografen das wollen, sondern oft genug auch ihre Kunden, die nach der Portraitsitzung hier die Falten weghaben und dort die Hüften verschmälert haben wollen. Zwei Dinge erscheinen mir dabei wichtig: Erstens: Photoshop ist ein Werkzeug. Nicht mehr mehr, nicht weniger. Wie ein Messer, mit dem man eine Kasperlpuppe schnitzen oder eben ganz schlimme Dinge anstellen kann. Zweitens: Die weit verbreitete Annahme, man könne aus einem schlechten Foto mit Photoshop ein gutes machen, ist falsch. Das funktioniert nicht. Und als Fotograf sollte man das auch gar nicht versuchen.